1989 - heute

Internationales Wachstum und Digitalisierung

Wachstum und Internationalisierung kennzeichnen die Entwicklung von CLAAS seit Beginn der 1990er-Jahre. Weitere Wachstumsfelder für CLAAS liegen in der fortschreitenden Digitalisierung der Landwirtschaft.

1989 - heute

Internationales Wachstum und Digitalisierung

Wachstum und Internationalisierung kennzeichnen die Entwicklung von CLAAS seit Beginn der 1990er-Jahre. Weitere Wachstumsfelder für CLAAS liegen in der fortschreitenden Digitalisierung der Landwirtschaft.

International. Digital. Vernetzt.

CLAAS ist traditionell stark exportorientiert. Bereits die ersten Strohbinder wurden ins Ausland verkauft. Seit den 1990er-Jahren verstärkt das Unternehmen seine internationale Präsenz im außereuropäischen Ausland. Neue Produktions- und Vertriebsstandorte entstanden u. a. in Indien, den USA, Russland, China und Südamerika. Ein wichtiger strategischer Schritt erfolgte 2003 mit der Übernahme des französischen Traktorenherstellers RENAULT Agriculture. Mit der CLAAS E-Systems stellte CLAAS die Weichen für ein weiteres, wichtiges Zukunftsfeld: die Digitalisierung der Landwirtschaft.

Traktoren am laufenden Band: 2003 fährt erstmals der CLAAS grüne Traktor über die Fließbänder des Werks in Le Mans.

Mit seiner Nischenstrategie, alle Ressourcen auf den Mähdrescher – und später durch Zukauf von Bautz/Speiser – auf das Erntegeschäft auszurichten, hatte sich CLAAS über Jahrzehnte im internationalen Wettbewerb erfolgreich behauptet. Lange Zeit kam das Unternehmen dabei ohne eine eigene Traktorenlinie aus. Der fortschreitende Konsolidierungsprozess unter den Traktorenherstellern in den 1980er- und 1990er-Jahren änderte jedoch die Rahmenbedingungen grundlegend und machte eine erneute Anpassung der Produkt- und Unternehmensstrategie erforderlich.

Denn als reiner Erntespezialist ohne eigenen Traktor befand sich CLAAS in einer unkomfortablen und unsicheren Position. Über Jahrzehnte war CLAAS gemeinsam mit anderen, reinen Traktorenanbietern bei den Händlern vertreten. Je mehr freie Traktorenhersteller jedoch vom Markt verschwanden, weil sie sich entweder selbst ein Erntemaschinenprogramm zulegten oder von einem Full-Liner übernommen wurden, umso geringer wurde die Zahl möglicher Traktorenpartner und umso fragiler wurde die Position für CLAAS bei den Händlern. Immer wieder kam es durch die Beendigung von zum Teil langjährigen und erfolgreichen Partnerschaften, wie zum Beispiel mit Ford in Nordamerika, zu weitreichenden Verwerfungen im Händlernetz und damit zu immensen Folgekosten im Vertrieb. CLAAS kam auf lange Sicht daher nicht um einen eigenen Traktor herum.

Der CLAAS Traktor ist da

Mit einem Handschlag besiegelten Patrick Faure (l.), Vorstandsmitglied RENAULT S.A., und Helmut Claas am 23.02.2003 in Paris die neue Allianz zwischen CLAAS und Renault Agriculture.

Im Jahr 2002 eröffnete sich dann überraschend die Gelegenheit für CLAAS. Der Traktorenhersteller Renault Agriculture stand zum Verkauf, da sich die Muttergesellschaft Renault von allen Non-Automotive Aktivitäten trennen wollte. Renault Agriculture gehörte damals zu den mittelgroßen Herstellern und stellte eine der letzten Chancen für CLAAS dar, ins Massensegment der Standardtraktoren einzusteigen. CLAAS griff zu.

Im Vorfeld der französischen Messe Sima 2003 besiegelten Helmut Claas und Patrick Faure in Paris den entscheidenden Vertrag – erst zur Beteiligung von CLAAS an Renault Agriculture, dann in mehreren Schritten zur vollständigen Übernahme der Renault-Traktoren durch CLAAS im Jahr 2008. Bereits auf der Agritechnica 2003 wurde ein komplettes Traktorenprogramm von 72 bis 335 PS in saatengrüner Farbe vorgestellt – mit dem von CLAAS entwickelten Großtraktor XERION als Flaggschiff.

Damit war CLAAS an einem bedeutenden Ziel angelangt. Der Standardtraktor hatte nicht nur eine wichtige Stabilisierungsfunktion für das eigene Händlernetz, sondern brachte gleichzeitig neue Wachstumspotentiale für die Zukunft. Das Unternehmen war vom Erntespezialisten zum internationalen Long-Liner aufgestiegen.

Internationales Wachstum

Um sich als Long-Liner dauerhaft behaupten zu können, hätte die Ausweitung des Produktportfolios um den Traktor allein nicht ausgereicht. CLAAS stellte bereits Ende der 1980er-Jahre die Weichen für eine stärkere Internationalisierung seines Geschäfts und baute in den Folgejahren seine globale Präsenz sowohl im Vertrieb als auch durch neue Produktionsstandorte aus:

Osteuropa

  • Ungarn

    Nach der politischen Wende Anfang der 1990er-Jahre eröffneten sich vor allem im Osten neue, zusätzliche Absatzmärkte. Bereits 1969 war CLAAS als einziger westlicher Hersteller in Ungarn erfolgreich aktiv gewesen. Bis heute verdankt CLAAS seinen guten Ruf in Osteuropa unter anderem dem frühen Engagement in Ungarn. Diese besondere Verbindung führte 1997 schließlich zur Übernahme eines bestehenden Produktionswerks in Törökszentmiklos, das CLAAS schon zuvor mit wichtigen Komponenten und Teilen belieferte. Heute werden in Törökszentmiklos sämtliche CLAAS Trommelmähwerke sowie Schneidwerke entwickelt und gefertigt.

  • Ukraine

    Seit 1992 ist CLAAS auch in der Ukraine aktiv, als man erstmals auf der Kiewer Agro-Messe ausstellte. Ab 1994 übernahm eine Vertretung den Aufbau des Händlernetzes und realisierte die ersten Maschinenlieferungen. 1998 wurde die eigenständige Vertriebstochter CLAAS Ukraina DP gegründet. Heute ist CLAAS über sein Händlernetz mit Zentren und Service-Stützpunkten in sämtlichen Landesregionen der Ukraine vertreten.

  • Russland

    In den russischen Markt trat CLAAS erstmals 1992 durch den Export von Gebrauchtmaschinen ein. 1996 folgte die Eröffnung eines Verkaufsbüros in Moskau, aus dem 2006 die Vertriebsgesellschaft OOO CLAAS Vostok hervorging. 2005 eröffnete CLAAS als erster westlicher Landtechnikhersteller eine eigene Mähdrescherproduktion im südrussischen Krasnodar. 2015 investierte das Unternehmen weitere 120 Millionen Euro in den Ausbau des Werkes. Auf modernsten Anlagen werden dort Mähdrescher über die gesamte Fertigungstiefe einschließlich Metallbearbeitung, Farbgebung und Montage produziert.

  • Polen

    Um der wachsenden Bedeutung des Landes als bedeutendem Agrarmarkt in Europa Rechnung zu tragen, gründete CLAAS in Polen 2009 eine Vertriebs- und Servicegesellschaft namens CLAAS Polska sp. z o.o.. Das Unternehmen mit Sitz in Buk bei Poznan vertreibt über ein Händlernetz nicht nur CLAAS Maschinen, sondern versorgt die polnischen Landwirte auch mit Ersatzteilen und professionellem Service.

  • Rumänien

    Die positive Entwicklung des rumänischen Marktes führte 2012 auch dort zur Eröffnung eines Regional Centers in Afumati bei Bukarest. Alle Vertriebspartner werden durch das neue Regionalzentrum unterstützt, um die Kundenbetreuung mit Service und landesweiter Ersatzteilversorgung zu verbessern.

Amerika

  • USA

    CLAAS Maschinen ernten auf nordamerikanischen Feldern seit den 50er-Jahren. 1965 unternahm CLAAS in Kooperation mit Ford den ersten großen Schritt auf dem nordamerikanischen Kontinent. Zur Stärkung des Vertriebs von Mähdreschern gründete CLAAS in Troy, Michigan, 1979 eine eigene Marketing- und Vertriebsgesellschaft, die zwei Jahre später nach Columbus im Bundesstaat Indiana verlagert wurde. Die langjährige Kooperation mit Ford endete 1987, da das Unternehmen eigene Mähdrescher ins Programm aufnahm. Die darauf folgende Kooperation mit Massey-Ferguson musste aus gleichem Grund 1995 beendet werden. 1997 schloss sich CLAAS mit Caterpillar zusammen und eröffnete 1999 in Omaha im Bundesstaat Nebraska ein eigenes Mähdrescherwerk, das seit 2002 vollständig unter CLAAS Regie steht. In San Francisco unterhält CLAAS außerdem die Financial Services LLC.

  • Argentinien

    Mit der Gründung einer eigenen Vertriebsgesellschaft im Jahr 2000 im argentinischen Sunchales, Provinz Santa Fé, verbesserte CLAAS seine Marktpräsenz auf dem südamerikanischen Kontinent erheblich. Weitere Ersatzteil- und Service-Zentren sorgen landesweit dafür, dass der CLAAS Service in ganz Argentinien gewährleistet wird.

  • Brasilien

    Im November 2014 eröffnete in Porto Alegre im Süden von Brasilien ein weiteres Regionalzentrum. Von dort aus unterstützt CLAAS Vertriebspartner und Importeure in ganz Zentral- und Südamerika. Zu den vertriebenen Produkten gehören Traktoren sowie alle CLAAS Mähdrescher, Feldhäcksler und Futtererntemaschinen.

Asien

  • Indien

    Seit 1991 produziert CLAAS in einem Werk in Faridabad in der Nähe von Delhi den Reismähdrescher CROP TIGER, der speziell für den asiatischen Markt entwickelt wurde. Er eignet sich besonders für die Reisernte in feuchten und kleinstrukturierten Gebieten, die für die Landwirtschaft Südostasiens typisch sind. Um die steigende Nachfrage nach moderner Landtechnik zu decken, eröffnete CLAAS im Jahr 2008 ein weiteres Werk in Chandigarh. Auch dort wird der Reis- und Getreidemähdrescher CROP TIGER hergestellt. Am Standort Bangalore nahm CLAAS im März 2012 zudem ein großes Ersatzteil- und Servicezentrum in Betrieb.

  • Thailand

    In Thailand wurde 2012 das CLAAS Regional Center South East Asia mit Sitz in Bangkok gegründet. Von dort aus werden die Vertriebspartner im gesamten südostasiatischen Raum unterstützt. Thailand ist mit seiner Fläche so groß wie Frankreich und mit Abstand der wichtigste Markt in der Region. Händler des neuen Importeurs Asia Co. Ltd. stellen in Thailand den Verkauf, den Service und die Ersatzteilversorgung flächendeckend sicher.

  • China

    Ebenfalls seit 2012 ist CLAAS in China mit einer eigenen Tochtergesellschaft in Beijing vertreten, die den Vertrieb und Service im Land organisiert. Zuvor war CLAAS mit einer eigenen Repräsentanz in China über lokale Handelsorganisationen tätig gewesen. Ein zentrales Ersatzteillager und Schulungs- und Servicezentrum liegt außerhalb von Beijing.

    2014 übernahm CLAAS außerdem die Mehrheit am chinesischen Landtechnikproduzenten Shandong Jinyee Machinery Manufacture Co. Ltd. (Jinyee). Das Unternehmen, das heute unter CLAAS Agricultural Machinery (Shandong) Co. Ltd. firmiert, produziert an zwei Hauptstandorten in Gaomi und Daqing verschiedene Erntemaschinen, hauptsächlich für die Mais- und Weizenernte. Der Standort beschäftigt insgesamt etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt über ein umfassendes Vertriebs- und Servicenetz in Zentral- und Nordchina

Digitale Vernetzung und Farming 4.0

Die Weichen für weiteres Wachstum in der Zukunft hat CLAAS bereits gelegt. Die fortschreitende Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnet zahlreiche neue Innovationsfelder für das Unternehmen. Auf dem Gebiet der Agrarelektronik verfügt CLAAS über 40 Jahre Erfahrung. Das erste elektronische Fahrerassistenzsystem kam bereits 1974 im DOMINATOR 85/105 zum Einsatz. Das „Durchsatzkontrollgerät“ zeigte dem Fahrer an, wie schnell er fahren durfte, ohne die vertretbare Korn-Verlustgrenze zu überschreiten. Heute übernehmen vollautomatisierte Assistenzsysteme wie das CEMOS AUTOMATIC die Leistungsoptimierung des Mähdreschers – völlig selbständig und effizienter als je zuvor.

Diese Technologie markiert allerdings erst den Beginn einer neuen Entwicklung. Digitalisierung und Vernetzung sind dabei, Landwirtschaft und Landtechnik weltweit grundlegend zu verändern. Arbeitserleichterungen durch Farmmanagement-Systeme gehören ebenso dazu wie intelligent vernetzte Maschinen und komplett digitalisierte Prozessketten, die Landwirtschaft noch effizienter machen und gleichzeitig natürliche Ressourcen schonen. Hierbei kommt insbesondere der Ernte von Daten und Informationen in Zukunft eine Schlüsselstellung zu.

Bereits 1994 gründete CLAAS den Geschäftsbereich AGROCOM, in den es einige Jahre später den damals führenden Anbieter für Agrarsoftware, Klöpper & Wiege, erfolgreich integrierte. Heute hat CLAAS all seine Kräfte im Elektronikbereich in einer neuen Tochtergesellschaft, der E-Systems, gebündelt. Seit 2017 entwickelt sie am neuen Elektronikzentrum im niedersächsischen Dissen innovative Lösungen für die moderne Landwirtschaft der Zukunft. Durch die Initiierung von 365FarmNet, einer offenen und herstellerunabhängigen Software-Plattform für Farmmanagement, zeigt CLAAS darüber hinaus, dass im Zuge von „Farming 4.0“ die Zukunft der Agrarwirtschaft in wettbewerbsübergreifenden, vernetzten Systemen liegt.

Auch im Jahr 2100 werden es Maschinen sein, die die Ernte auf den Feldern einfahren. Auf die gelungene Kombination aus Maschinenbau und intelligenter Elektronik wird es dann vor allem ankommen. CLAAS wird dabei seinen Grundtugenden weiterhin treu bleiben: sich nie mit dem Erreichten zufriedengeben, immer in Bewegung bleiben und dabei stets die Bodenhaftung wahren.

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